Branchenkompass
Public Sector 2022
Effizienz in der Verwaltung
Im Stresstest jüngster Krisen zeigt sich, dass die Verwaltungen in Deutschland auf einem guten Weg sind: Bei Themen wie Resilienz und digitaler Souveränität positionieren sich die Verwaltungen klar. Doch wie wird die Digitalisierung weiter vorangetrieben? Inwiefern müssen Verwaltungen auf Sicherheitsaspekte Rücksicht nehmen? Und wie lassen sich die Arbeitsvorgänge sicherer und nachhaltiger gestalten? Der Branchenkompass von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut gibt Antworten.
©IRStone – stock.adobe.com
Management Summary
Resilienz
Verwaltungen bauen angesichts aktueller Krisen auf eine hohe Resilienz. Dies ist eminent wichtig, um in Krisen handlungsfähig zu bleiben. Es heißt proaktiv zu agieren, um die Resilienz zu erhöhen.
Digitale Souveränität
In der öffentlichen Verwaltung bestehen teilweise kritische Abhängigkeiten zu einzelnen Technologieanbietern, die mit einem digitalen Souveränitätsverlust einhergehen.
Cloud-Lösungen
Der Einsatz von Cloud-Lösungen ist für öffentliche Verwaltungen unerlässlich, um die Digitalisierung voranzutreiben und E-Government-Prozesse zu ermöglichen. Bereits bestehenden Cloud-Lösungen mangelt es jedoch noch an Interoperabilität und Vertrauen.
Nachhaltigkeit
Verwaltungen sind gefordert, Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Denkweisen, Arbeitsprozesse und -ergebnisse zu integrieren und diesen Anspruch offen zu kommunizieren. Hier besteht erheblicher Nachholbedarf.
Die Zahl der Herausforderungen bleibt groß
„Welche der folgenden Themen sind besonders für Ihre Verwaltung aktuell und in den kommenden Jahren eine Herausforderung?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
E-Government – aber sicher!
Nicht nur die Digitalisierung, auch die demographische Entwicklung, gesellschaftliche Herausforderungen und spontane Ereignisse wie die Flüchtlingswelle nach dem Beginn des Ukrainekriegs machen deutlich, dass die passive Logik des Reagierens für eine moderne Verwaltung zu kurz greift. Proaktive Resilienz ist notwendig, um schnell und flexibel auf neue Rahmenbedingungen reagieren zu können. Eine große Herausforderung für den öffentlichen Sektor. Wie auch in der Wirtschaft wird die Personalfrage die Verwaltungen in den nächsten Jahren massiv umtreiben: Insbesondere auf Bundesebene ist der Anteil der Beschäftigten über 50 Jahre sehr hoch. Im Rahmen der digitalen Transformation setzen Verwaltungen erstmals auf die Einnahme der Bürgerperspektive, um ihre Prozesse zu optimieren. Das Verständnis von den Bürgerinnen und Bürgern als Kunden ist für die Verwaltungen hier ein wichtiger Schritt, um Modernisierungsprozesse anzustoßen – auch beim Einsatz von neuen Technologien. Drei Viertel der Bundesbehörden zeigen sich offen für den Einsatz von KI, allerdings ist in kommunalen Verwaltungseinheiten die Bereitschaft aufgrund geringerer Mittel und Größe niedrig.
„Welche Maßnahmen plant Ihre Verwaltung, damit ihr die digitale Transformation gelingt und sie gut auf die Zukunft vorbereitet ist?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
¹GovTechs und Start-ups, die zur Digitalisierung von Dienstleistungen und Prozessen im öffentlichen Sektor beitragen können.
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
Interview
GovTechs als Innovationstreiber
Nils Hoffmann ist Managing Director Deutschland bei Public. Das Unternehmen unterstützt den öffentlichen Sektor bei der digitalen Erneuerung seiner Dienstleistungen. Public hat den heutigen GovTech-Sektor mit aufgebaut und begleitet GovTechs bei der Skalierung ihrer Lösungen. Im Podcast spricht Nils Hoffmann über die neuen Herausforderungen für die Verwaltungen und darüber, wie es gelingen soll, die Start-up-Szene und die Verwaltungen auch physisch näher zusammenzubringen.
Resilienz
Verwaltungen bauen angesichts aktueller Krisen auf eine hohe Resilienz. Dies ist eminent wichtig, um in Krisen handlungsfähig zu bleiben. Es heißt proaktiv zu agieren und Themen wie Arbeitgeberattraktivität und New Work bereits heute anzugehen.
Eine gute IT-Infrastruktur ist entscheidend für eine hohe Resilienz
Eine hohe Resilienz hilft dabei, Krisen zu überstehen und langfristige Ziele zu verfolgen. Mit sich rasant ändernden Rahmenbedingungen konfrontiert, versuchen deutsche Verwaltungen aktuell ihre Resilienz zu erhöhen. Der Druck ist dabei durch Unsicherheiten in der Energieversorgung und die derzeit hohe Inflationsrate hoch. Hierbei spielen die Erfahrungen aus der Corona-Krise zu Beginn des Jahres 2020 eine Rolle, als die Verwaltungen gezwungen waren, ihre digitalen Angebote rasch auszuweiten. Trotzdem schätzt sich bisher nur ein Bruchteil der Verwaltungen als sehr widerstandsfähig ein. Alle befragten Verwaltungen verbinden mit dem Thema Resilienz eine hohe IT-Sicherheit, die weiterhin nicht flächendeckend gewährleistet ist. In Zeiten von Fachkräftemangel und Schlagwörtern wie New Work und Arbeitgeberattraktivität spielen auch verwaltungsinterne Aspekte eine Rolle. Eine hohe Mitarbeiterfluktuation oder unbesetzte Posten können die Resilienz gefährden. Die Verwaltungsmitarbeiter erwarten eine Führung mit Weitblick und Verantwortung, ebenso wie eine starke Unternehmenskultur, die flexible Arbeitsbedingungen bietet und motivierte und engagierte Mitarbeiter fördert. Verwaltungen müssen sich deshalb stärker als zuvor auf Arbeitgeberattraktivität konzentrieren.
„Welche Resilienz-Aspekte sind für Ihre Verwaltung besonders wichtig?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
6%
schätzen die Resilienz ihrer Verwaltung als sehr groß ein
99%
wollen weitere Resilienzmaßnahmen einführen
Digitale Souveränität
Digitale Souveränität ist ein Schlüssel für die sichere Integration von E-Government-Prozessen und IT-Sicherheit. Jedoch bestehen in der öffentlichen Verwaltung teilweise kritische Abhängigkeiten gegenüber einzelnen Technologieanbietern, die mit einem digitalen Souveränitätsverlust einhergehen können. Digitale Souveränität beschreibt hierbei die Fähigkeit von Institutionen, ihre Rolle in der digitalen Welt selbständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können.
Digitale Souveränität der Verwaltungen ist nicht durchgängig gegeben
Kleinere Verwaltungseinheiten wie Kommunen befinden sich oft in Abhängigkeitsverhältnissen gegenüber externen IT-Dienstleistern. Sie besitzen nur geringe interne Kapazitäten und beziehen einen großen Teil ihrer IT-Dienstleistungen von externen Anbietern oder sogar nur einem Anbieter. Mit Blick auf Arbeitsprozesse kann dies aufgrund kurzer Wege und Erfahrungswerte ein Vorteil sein. Es besteht aber ein gewisses Risiko, da ein Ausfall die Handlungsfähigkeit massiv einschränkt. Ein großer Teil der Verwaltungen weiß um die Bedeutung von digitaler Souveränität und hält diese für einen wichtigen Resilienzfaktor. Weitere Problemfelder sehen die Verwaltungen in fehlendem eigenem Know-how, der Nutzung ausländischer Cloud-Dienste und dem technologischen Rückstand deutscher IT-Dienstleister. Cloud-Services können die digitale Souveränität stärken, aber bei falscher Anwendung ebenso einschränken. Verwaltungen müssen hier in jedem Einzelfall kontextsensitiv entscheiden.
„Welche der folgenden Faktoren schränken die digitale Souveränität Ihrer Verwaltung ein?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
88%
halten digitale Souveränität für wichtig
„Welche der folgenden Faktoren fördern die digitale Souveränität Ihrer Verwaltung?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
¹Schutz internationaler Cloud-Services vor dem Zugriff ausländischer Regierungen durch „Red Lines“
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
Interview
Hessen setzt auf die Kommunen
Das Land Hessen hat sich eine Volldigitalisierung der Verwaltung zum Ziel gesetzt. Im Interview mit Patrick Burghardt, CIO und Bevollmächtigter der Landesregierung Hessen für E-Government und Informationstechnologie, wird deutlich, dass dies nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gelingen kann.
Cloud-Lösungen
Der Einsatz von Cloud-Lösungen ist für öffentliche Verwaltungen unerlässlich, um die Digitalisierung voranzutreiben und E-Government-Prozesse zu ermöglichen. Bisher sind die bestehenden Cloud-Lösungen aufgrund fehlender Interoperabilität nur eingeschränkt zur Zusammenarbeit geeignet. Verwaltungen zeigen zudem ein starkes Misstrauen gegenüber einzelnen Cloud-Anwendungen.
Abwägungen zwischen Sicherheit und Innovation
62%
haben Sicherheitsbedenken bei Cloud Computing
Gewisse rechtliche Rahmenbedingungen betrachten Verwaltungen als Problem. Die Mehrheit der Kommunen fordert hier eine zeitgemäße Vereinfachung, die Sicherheitsaspekte nicht außer Acht lässt. Gegensätzlich äußern sich die Bundes- und Landesbehörden, die eine Beibehaltung des rechtlichen Rahmens fordern. Sie stellen damit Sicherheitsbedenken höher als mögliche Vorteile im Arbeitsprozess. Die Verwaltungen werden sich in Richtung Public Cloud öffnen müssen, wenn sie von Innovationen im Bereich der Digitalisierung nicht abgehängt werden möchten. Insbesondere auch vor dem Hintergrund des demographischen Wandels muss die öffentliche Verwaltung effizienter werden, wobei Cloud-Lösungen einen entscheidenden Beitrag leisten können.
„Sollten rechtliche Rahmenbedingungen für die Nutzung von Cloud-Computing durch öffentliche Verwaltungen angepasst werden, oder bleiben wie sie sind?“; in Prozent der Befragten
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
„Welche der folgenden Plattform-Services plant Ihre Verwaltung in den kommenden Jahren zu nutzen?“; in Prozent der Befragten
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
76%
lehnen die Nutzung
ausländischer
Cloud-Anbieter ab
Der Weg in die Cloud ist noch weit
„Welche der folgenden Cloud-Lösungen plant Ihre Verwaltung bis 2025 zu nutzen?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
¹wie Edge-Computing Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
Interview
Bundesagentur für Arbeit digitalisiert und automatisiert
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) setzt auch unter Führung der neuen Vorstandsvorsitzenden Andrea Nahles stark auf Digitalisierung. Zudem sollen die internen Prozesse soweit möglich automatisiert werden. Auch Cloud Computing und KI sollen verstärkt verwendet werden. Im Fokus stehen stets die Bedürfnisse der Kunden und Mitarbeiter, wie CIO Dr. Markus Schmitz im Interview hervorhebt.
Nachhaltigkeit
Verwaltungen sind gefordert, Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Denkweisen, Arbeitsprozesse und -ergebnisse zu integrieren und diesen Anspruch offen zu kommunizieren. Hier besteht erheblicher Nachholbedarf.
Priorität liegt auf kurzfristigen Maßnahmen
Angesichts der aktuellen Energiekrise liegt der Fokus der Verwaltungen auf Energiesparmaßnahmen. Weiterhin wird bei Nachhaltigkeitsaspekten meist auf kurzfristige Maßnahmen gesetzt. Nachhaltigere Maßnahmen wie eine Kreislaufwirtschaft oder die Messung von Nachhaltigkeit sind nur für eine geringe Mehrheit der Befragten aktuell besonders relevant, während immerhin knapp drei Viertel dies bis 2025 angehen wollen. Eine Messung eigener Umweltbelastungen läuft jedoch unter dem Radar. Die Bedeutung der Thematik „Soziales“ haben die Verwaltungen erkannt. Gut neun von zehn Befragten halten diese Themen aktuell für besonders relevant, denn entschiedenes Eintreten für Nachhaltigkeit stärkt die Arbeitgeberattraktivität der Verwaltungen.
„Welche Nachhaltigkeitsaspekte sind für Ihre Verwaltung besonders relevant?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
Thema Nachhaltigkeit weiterhin nicht in allen Verwaltungsbereichen operationalisiert
„Welche der folgenden Nachhaltigkeits-Maßnahmen plant Ihre Behörde bis 2025 umzusetzen?“; in Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
Quellen: F.A.Z.-Institut, Sopra Steria
Weitere Infos
Öffentliche APIs und GovTech
Um digitale Innovationen im öffentlichen Sektor voranzutreiben, wollen Behörden stärker mit Unternehmen aus der Privatwirtschaft zusammenarbeiten. Programmierschnittstellen – besser bekannt als APIs – können dabei eine zentrale Rolle spielen, indem sie den Austausch von Daten und den Aufbau organisationsübergreifender Ökosysteme ermöglichen.
Kontakt
Sopra Steria ist ein führendes europäisches Technologieunternehmen mit anerkannter Expertise in den Geschäftsfeldern Consulting, Digital Services und Softwareentwicklung. Der Konzern unterstützt seine Kunden dabei, die digitale Transformation voranzutreiben und konkrete und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Sopra Steria bietet umfassende End-to-End-Lösungen, die große Unternehmen und Behörden wettbewerbs- und leistungsfähiger machen — und zwar auf Grundlage tiefgehender Branchenexpertise, innovativer Technologien und eines kollaborativen Ansatzes. Das Unternehmen stellt die Menschen in den Mittelpunkt seines Handelns mit dem Ziel, digitale Technologien optimal zu nutzen und eine positive Zukunft für seine Kunden zu gestalten. Mit 50.000 Mitarbeitenden in rund 30 Ländern erzielte der Konzern 2022 einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro.
Webseite: soprasteria.de
Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse des Branchenkompass „Public Sector 2022“ steht hier zum Download zur Verfügung.
Ansprechpartner:
Sopra Steria SE
Markus Schlosser
Leiter Public Sector
Ansprechpartner:
Sopra Steria SE
Ron de Jonge
Division Operating Officer
E-Mail:
ronald.de.jonge@soprasteria.com
Ansprechpartner:
Sopra Steria SE
Nils Ritter
Pressesprecher
E-Mail:
presse.de@soprasteria.com
Tel.:
+49 151 40625911