Persönliche Interviews werden häufig auch als Face-to-Face Befragungen bezeichnet. Sie zählen zu den Methoden der Marktforschung. Im Zuge von persönlichen Interviews werden Befragungen direkt durch eine Interviewerin oder einen Interviewer durchgeführt. Dies geschieht entweder live vor Ort, per online Kommunikationsmedium oder via Telefon.
Persönliche Interviews können stark oder schwach standardisiert sein und unterschiedliche Formen annehmen. Häufig kommen sie im Rahmen von Ad-hoc-Befragungen am point of sale (POS), in Einkaufszentren, Parks oder auf der Straße im Zuge einer Paper and Pencil Befragung zum Einsatz. Die interviewende Person teilt hier entweder Fragebögen aus oder liest die Fragen vor und notiert anschließend die Antworten selbst. Diese Form der Befragung kommt meist bei computergestützten Interviews zum Tragen. Hier werden die mündlichen Antworten der Befragten von der interviewenden Person gleich eingetippt und somit am Computer erfasst.
Experteninterviews zur tiefergehenden Betrachtung
Persönliche Befragungen finden aber auch oftmals in Form von Experteninterviews statt. Hier formuliert die Interviewerin bzw. der Interviewer gemäß Leitfaden spezifische Erzählstimuli und zeichnet die Antworten auf. Die persönliche Befragung profitiert hier von der direkten Präsenz der interviewenden Person, die das Interview je nach Erkenntnisinteresse gezielt lenken kann.
Die zahlreichen Vorteile von persönlichen Interviews ergeben sich aus der Interaktion von interviewender und befragter Person. Diese ermöglicht einerseits ein gezieltes Nachfragen und Nachfassen von Antworten. Zudem eröffnet sie die Möglichkeit, Verständnisfragen zu klären und weitere Medien wie Bilder, Produkte oder akustische Reize in die Befragung einzubinden. Die Interaktion ermöglicht Beobachtungen und eröffnet somit eine zusätzliche Informationsquelle. Ein großer Pluspunkt bei persönlichen Interviews ist zudem die hohe Rücklaufquote.
Geeignet für qualitative Erhebungen
Neben all diesen Vorteilen sind Face-to-Face-Befragungen allerdings äußerst personal- und damit kostenintensiv. Interviewerinnen und Interviewer müssen bereits vor Beginn der Feldphase geschult werden. Außerdem ist gerade die Auswertung von qualitativen Erhebungen sehr zeitintensiv. Interviews müssen zunächst transkribiert und gecodet werden. Ein weiterer Nachteil ergibt sich aus der Interaktion. Personen verhalten sich bei Anwesenheit einer Interviewerin oder eines Interviewers häufig anders als normal oder passen zumindest ihr Antwortverhalten an. Dies führt zu sozial erwünschten, nicht aber zu empirisch wahren Antworten.